Klappentext
Florence Galabert ist wütend! Ihr Freund hat den gemeinsamen Urlaub abgesagt und anstatt mit ihm in die Karibik zu reisen, muss sie nun im regnerischen Paris den Haushalt ihrer verstorbenen Großmutter auflösen. Dabei findet sie in einer alten Holztruhe handgeschriebene Briefe in einer seltsamen Sprache. Was hat es mit diesen Briefen aus dem Jahr 1863 auf sich und woher stammen sie?
Alle Hinweise führen in die Normandie. Kurz entschlossen reist Florence in die malerische Kleinstadt Lisieux und gerät dort mitten in eine Demonstration gegen die geplante Bebauung einer historischen Ausgrabungsstätte.
Dabei lernt sie den attraktiven Lehrer Alexandre Dubois kennen. Kann er bei ihren Nachforschungen helfen? Oder ist er, wie behauptet wird, ein militanter Aktivist?
Auf der Suche nach dem Verfasser der sonderbaren Schriftstücke kommt Florence einem Verbrechen auf die Spur, das die Beteiligten bis ins Heute verfolgt und sie selbst in große Gefahr bringt.
Kapitel 1
Die Autos rauschten an Florence vorbei, während sie an der Fußgängerampel stand und auf ihrer Unterlippe kaute. Der Himmel hatte sich gegen sie verschworen! Anders konnte sie sich ihr Pech nicht erklären. Anstatt mit Marc an einem weißen Sandstrand zu liegen und sich unter der karibischen Sonne zu rekeln, stand sie nun hier im regnerischen Paris und wartete darauf, dass die blöde Ampel endlich auf Grün schaltete.
Sie stellte ihre schwere Reisetasche auf den Boden, ballte die Hand zur Faust und öffnete sie wieder, um die Blutzirkulation in Gang zu bringen. Es war Montagmorgen kurz nach neun Uhr und der erste Tag ihres dreiwöchigen Urlaubs. Urlaub? Netter Witz!
Der April machte seinem Namen alle Ehre. Am frühen Morgen hatte es wie aus Kübeln geschüttet, und nachdem vor wenigen Minuten der Himmel endlich aufgeklart war, türmten sich im Westen schon wieder dunkle Wolken.
Flo sah auf ihre Uhr. Wäre alles nach Plan verlaufen, säße sie jetzt in einem Flieger und würde in acht Stunden in Nassau landen. Sonne, Strand, Palmen! Sie seufzte. Drei Wochen Bahamas, auf die sie sich schon so lange gefreut hatte, fielen ins Wasser, weil Marc kurzerhand für seinen Arbeitskollegen Eric, ebenfalls Pilot, eingesprungen war. Ein hehrer Zug ihres Freundes, ohne Zweifel, aber musste sich Eric genau vor ihrem Urlaub ein Bein brechen? Zwar hatte Marc ihr hoch und heilig versprochen, die Reise nachzuholen, doch wann das sein würde, stand in den Sternen. So gern Flo diesen Umstand auch mit der Ruhe und Gelassenheit einer fünfundzwanzigjährigen erwachsenen Frau ertragen hätte, es war ihr nicht möglich. Sie war stocksauer auf ihren Freund!
Die Ampel schaltete auf Grün. Florence atmete einmal tief durch, griff nach ihrer Reisetasche und überquerte die Straße. Der Wohnblock in der Rue de Paradies im 10. Arrondissement war nicht die vornehmste Pariser Adresse, aber die Graffitis an den Hauswänden halbwegs ästhetisch. Entlang des Bürgersteigs befanden sich parterre kleinere Geschäfte: ein Friseursalon, ein türkischer Schnellimbiss, eine Zoohandlung und an der Ecke ein Laden mit einer gestreiften Markise. War der neu? Sie konnte sich nicht an ihn erinnern.
Sechs Monate waren vergangen, seit sie ihre Großmutter das letzte Mal besucht hatte. Meist erfand sie eine Ausrede, wenn die alte Dame sie zu sich einlud, größtenteils wegen Marc, weil er Familienbesuche hasste. Und jetzt war ihre Omi tot. Ein plötzlicher Herzanfall. Sie hätte nicht gelitten, wie ihnen der Arzt mitgeteilt hatte. Ein schwacher Trost für die einzige Enkelin, die sich mit Gewissensbissen quälte, ihre Großmutter im Stich gelassen zu haben. Ihr Haushalt musste aufgelöst werden und Flos Eltern hatten die unerwartet abgesagte Ferienreise ihrer Tochter zum Anlass genommen, sie mit dieser Aufgabe zu betrauen. Flo hegte den Verdacht, dass ihre Eltern nicht unglücklich darüber waren, diese Arbeit so elegant an sie delegieren zu können.
Sie marschierte zügig die Häuserreihe entlang bis zum Eckhaus, in dem ihre Großmutter gewohnt hatte, und stand kurz darauf vor dem Geschäft mit der gestreiften Markise. Ein Esoterik-Laden mit dem Namen „Alines Wunderlampe“. Der Hausverwalter hatte ihrer Familie mitgeteilt, dass er den Wohnungsschlüssel ihrer Großmutter dort hinterlegen werde.
Ein Windspiel oberhalb der Eingangstür klimperte unmelodiös, als sie in den Laden trat. Der Verkaufsraum war mit einfachen Regalen eingerichtet, die bis an die Decke mit Büchern, Teesorten, Fläschchen und Pülverchen, Tarotkarten und Figuren aus Ton und Holz vollgestopft waren. Auf der Ladentheke qualmte ein einsames Räucherstäbchen vor sich hin. Mitten im Geschäft lag ein zotteliger Hund auf dem Fußboden, der bei ihrem Eintreten ein Augenlid hob. Es roch nach Staub, Patschuli und exotischen Essenzen. Flo nieste.
„Hallo? Ist jemand da?“, rief sie, suchte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch und schnäuzte sich dann kräftig die Nase.
Der Hund öffnete das andere Auge, gähnte ausgiebig, legte sich auf den Rücken und fing an zu schnarchen. Im hinteren Teil des Ladens hörte Flo ein Rumoren, gleich darauf fiel etwas zu Boden und zerbrach mit einem Knall.
„Zut!“, schallte eine Frauenstimme und anschließend: „Komme sofort.“
Durch einen Perlenvorhang schob sich eine Gestalt. Die Frau um die Vierzig trug eine Art Sarong, darüber eine gelbe Strickjacke. Auf ihrem Kopf thronte ein gewebtes Käppi, an dessen Seiten kleine Spiegel baumelten.
„Bonjour“, sagte die Frau mit dem unverkennbaren Akzent des Nordens und lächelte freundlich. „Ich bin Aline. Womit kann ich dienen?“
Flo starrte einen Moment in die kajalumrandeten Augen und räusperte sich dann. „Florence Galabert, ich möchte den Wohnungsschlüssel von Mathilde Blanc abholen. Sie war meine Großmutter und ich werde in den nächsten Tagen ihre Sachen durchsehen.“
Die Händlerin lächelte Flo weiterhin an, als ob sie ihre Worte nicht gehört hätte, und runzelte dann plötzlich die Stirn.
„Ein Leben für ein anderes“, sagte sie daraufhin tonlos und mit leerem Blick, als wäre sie mit ihren Gedanken weit weg.
„Bitte?“
Flo hob die Augenbrauen. War die Frau betrunken? Die Ladenbesitzerin schüttelte kurz den Kopf, beugte sich über die Holztheke und kramte in einem Bastkörbchen herum. Anschließend zog sie einen Wohnungsschlüssel hervor, an dem ein Schlüsselanhänger in der Form einer Eule baumelte, und drückte ihn ihr in die Hand.
„Ja, ich weiß“, erklärte sie, „der Hausbesitzer hat mich angerufen.“
Als Flo die Tür öffnete, schlug ihr ein Schwall abgestandener Luft entgegen, der nach Mottenkugeln und Lavendel roch. Sie fröstelte plötzlich. Der Korridor lag im Dunkeln und sie betätigte den Lichtschalter.
Flo stellte ihre Reisetasche auf den Fußboden und lief den Gang entlang ins Wohnzimmer. Sie kurbelte die Rollläden hoch und Licht flutete herein, dann öffnete sie ein Fenster. Der Raum war kleiner, als sie ihn in Erinnerung hatte. Vor einem altertümlichen Fernseher stand eine Sitzgruppe aus braunem Polsterstoff, daneben ein Schaukelstuhl. Gegenüber ein Tisch mit vier Stühlen. Neben der Balkontür thronte eine Truhe, auf der eine rosafarbene Häkeldecke lag. An den Wänden hingen gerahmte Landschaftsbilder. Der Großteil des Mobiliars war alt und abgenutzt.
Ihr schossen plötzlich die Tränen in die Augen. Weshalb hatte sie sich in den vergangenen Monaten nur so wenig Zeit für ihre Omi genommen? Jetzt war es zu spät und sie konnte ihr nicht mehr sagen, wie lieb sie sie gehabt hatte. Flo atmete tief durch, wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und inspizierte dann die restlichen Zimmer, die sich in ihrer Einrichtung kaum vom Wohnzimmer unterschieden: alt und abgenutzt.
Mit einem Seufzen ließ sie sich auf das abgezogene Bett mit der gestreiften Matratze fallen. Die Sprungfedern quietschten empört. Eine feine Staubschicht hatte sich auf die Möbel gelegt. Sie würde zuerst gründlich putzen müssen, bevor sie hier schlafen konnte.
Sie zog ihr Handy aus ihrer Jeans und starrte einen Moment auf das dunkle Display. Na wunderbar! Weder eine Sprachnachricht noch eine Kurzmitteilung von Marc. Sie hatten sich kurz vor seinem Abflug wegen der geplatzten Reise gestritten. Natürlich verstand sie, dass er für den verunfallten Kollegen einspringen wollte, aber die Enttäuschung über den abgesagten Urlaub saß einfach zu tief. Doch sie musste realistisch sein. Während er ein Flugzeug steuerte, hatte er anderes im Kopf, als seiner daheimgebliebenen, beleidigten Freundin eine aufmunternde Nachricht zu senden.
„Nun denn“, murmelte sie. Bevor die trüben Gedanken sie zu überrollen drohten, sollte sie besser etwas tun. Beschäftigung lenkt ab!
Flo legte ihr Handy auf das Nachtschränkchen, klopfte sich auf die Schenkel und stand auf. Sie würde jetzt erst mal einkaufen gehen, anschließend ein heißes Bad nehmen und sich dann an die Arbeit machen.
Die Normandie ist eine historische Provinz im Norden Frankreichs. Das Gebiet gliedert sich in das untere Seinegebiet (die heutige Region Haute-Normandie) nördlich von Paris, das Land in Richtung Westen (Region Basse-Normandie) mit der Halbinsel Cotentin. Zum Herzogtum Normandie gehörten auch die Kanalinseln. In der Normandie leben 3,5 Millionen Menschen. Die größten Städte sind Rouen, Le Havre, Caen und Cherbourg.
Bekannt wurde die Normandie im 2. Weltkrieg, als die allierten Truppen am 6. Juni 1944 an den normannischen Stränden landeten.
Lisieux ist eine Stadt mit 21.170 Einwohnern in der französischen Region Basse-Normandie im Département Calvados. Sie liegt am Fluss Touques etwa 30 km südlich der Seine-Mündung. Bekannt ist die Stadt für ihre Basilika, die der heiligen Thérèse gewidmet ist. Nach Lourdes ist Lisieux der zweitgrößte Wallfahrtsort in Frankreich mit jährlich fast eineinhalb Millionen Pilgern und Besuchern.
Nachdem Flo sich entschlossen hat, in die Normandie zu fahren, um den gefundenen Briefen auf den Grund zu gehen, reist sie nach Lisieux und trifft dort Alex bei einer
Demonstration.
Die Normannische Schweiz ist eine mit dichter Vegetation bedeckte Hügellandschaft, die vom Fluss Orne geprägt ist. Die Gebäude ähneln eher denen auf den Britischen Inseln und haben meist Schieferdächer.
Flos Zimmerwirtin, Madame Picot, erzählt ihrem Gast die Legende der petite colombe, der kleinen Taube, die sich in der Normannischen Schweiz zugetragen haben soll. Eine Geschichte, die von Liebe und Eifersucht handelt und in einer Tragödie endet. Ein Omen?
Das bekannte Seebad Deauville mit seinem Yachthafen, der Pferderennbahn, den prächtigen Villen und Hotels, dem Casino, sowie dem breiten Sandstrand. Alle diese Aspekte tragen dazu bei, dass der Ort als einer der elegantesten normannischen Badeorte angesehen wird. An der fast einen Kilometer langen Strandpromenade reihen sich kleine Badehäuschen aneinander, die die Namen der Stars tragen, die Deauville bereits besucht haben.
In Deauville lebt Madame Simonet, von der sich Flo erhofft, dass sie ihr bei der Übersetzung der ominösen Briefe helfen kann. Wird sich das Rätsel endlich lösen?
Liebe Leserinnen und Leser
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Herzlichst
Margot Baumann
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Liebe Leserinnen und Leser
Ich wünsche Ihnen allen einen schönen 1. Advent im Kreis Ihrer Lieben.
Herzlichst
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Doch als Livia ihr hilfsbereiter Hotelnachbar über den Weg läuft, ist es mit der Ruhe vorbei. Denn Fernando glaubt, im Haus seiner Großmutter auf ein unbekanntes Bild von Pablo Picasso gestoßen
zu sein. In der Geburtsstadt des berühmten Malers will er nach Beweisen suchen.
Livias Neugierde ist geweckt – nicht nur auf das rätselhafte Bild, sondern auch auf den charmanten Fernando!
Und so findet sie während ihrer aufregenden Spurensuche bei Fernando noch etwas viel Wertvolleres als die Wahrheit über das Gemälde …
Viel Lesevergnügen!